Vor den Hallen deutete noch nicht viel auf das baldige Ende hinJuli 1975, die Werksköf des AW Braunschweig rangiert zwei Lokomotiven der Baureihe 50 auf das Drehscheibengleis. Dieses Bild ist Herrn Gerd Tierbach aus Neuwied am Rhein zu verdanken, der den Sommer mit Kamera und Schlafsack im Raum Braunschweig verbrachte, um die letzten Tage der Braunschweiger Dampflokzeit zu dokumentieren. Herzlichen Dank für die Zurverfügungstellung des Bildes. Die Rauchkammer dieser Lokomotiven zeigten noch alle nach Osten. Ein Indiz für eine mögliche Aufarbeitung dieser Maschinen. Um die Arbeitsabläufe in dem auf Fliesbandarbeit ausgerichteten Werk zu optimieren, wurden alle zu reparierenden Maschinen Richtung Osten ausgerichtet. Als später die große Verschrottungsaktion begann, wurden die Maschinen, so wie sie kamen und standen in der großen Richthalle, später dann auch auf dem Hof zwischen Richthalle und Kesselschmiede zerlegt. Der Anfang vom Ende für das Braunschweiger Werk beginnt in den frühen 1970er Jahren mit einem Aufschwung. Die nun hinter uns gelassene Wirtschaftsflaute Ende der 1960er Jahre bringt der Bahn jetzt ein erhöhtes Gütertransportaufkommen. Dazu kommt ein immer noch vorhandener E- Lok Mangel auf den bereits neu elektrifizierten Strecken. Der nun erhöhte Lokbedarf wegen des steigenden Schinengüterverkehrs bewirkte zahlreiche Reaktivierungen bereits “Z” gestellter Loks ( Z = von der Ausbesserung zurückgestellt oder Umgangssprachlich für Zerlegen). Wie schon erwähnt, betreute das Werk Braunschweig seit Ende der 1960er Jahre die Baureihe 44. Zahlreiche “Z 44er” standen im oder in der Nähe des AW Bwg. Einige dieser Lokomotiven wurden dann im Rahmen einer L2 zu neuem Leben erweckt. Im Jahre 1971 wurde ein L2 Maximum von 91 Maschinen erreicht. Selbst 1975 verlassen noch 12 Maschinen mit einer frischen L2 Untersuchung das Braunschweiger Ausbesserungswerk, auch wenn sie ihre Fristen nicht mehr abfahren konnten. Begleiten Sie mich nun auf die Außenanlagen des AW Braunschweig in den letzten Tagen der Dampflokunterhaltung. Aber bleiben wir noch ein bisschen im Jahr 1972. In diesem Jahr wurde die Dampflokunterhalteung im AW Lingen und Offenburg eingestellt. So kam es, dass bereits am 20.08.1971 nach fast 20 jähriger Pause erstmals wieder eine 01 im AW Bwg anzutreffen war. Es handelte sich damals übrigens um die 01 008 vom Bahnbetriebswerk Hof. Bereits am 20.02.1973 endet wieder das kurze Gastspiel der 01er Unterhaltung in Braunschweig. Nach meinen Unterlagen, war es die 01 173, ebenfalls BW Hof, die im Jahre 1973 als letzte ausgebesserte 01 das AW Braunschweig verlies. Kurze Zeit später endete der 01-Betrieb bei der DB für immer. Um die Weihnachtszeit 1972 beginnt nochmals ein völlig neues Kapitel in der Geschichte des AW Braunschweig. Die Baureihe 50 wird ab jetzt vom AW Bwg betreut. Die erste L2 von insgesamt 16 folgenden Ausbesserungen bis 1973 wird an einer Lehrter Maschine durchgeführt. Eine weitere Besonderheit des Jahreswechsels 1972/73 ist die Tatsache, dass zu der Zeit mindestens 5 Lokomotiven der Baureihe 043 wegen Kesselschadens Z- gestellt wurden. Dies ist noch nicht so ungewöhnlich, aber die deswegen nicht mehr benötigten Ölfeuerungen wurden kurzerhand in die Kohlegefeuerten 044 196, 044 321 und 044 737 eingebaut. Dieser wirklich späte Umbau von Kohle auf Ölloks war, wie mir einige Zeitzeugen berichteten eine Sensation in Eisenbahnerkreisen, auch wenn diese Aktion in der Öffentlichkeit wenig Beachtung fand. Wahrscheinlich liegt es aber auch daran, dass während dieser Umbauarbeiten auf Ölfeuerung die Ölkrise einsetzte und der nahe Osten ein Lieferstopp für Öl verhängte. Schlechtes Timing, würde man heute sagen. Wegen der Ölkrise in den 70ern werden auf der Emslandstecke sämtliche Ölloks abgestellt und die verbliebenen Kohle-44er feiern dort noch einmal ihr letztes Auferstehen. Auch im AW Bwg werden jetzt wieder 44er ausgebessert. Ein kurzer Auftritt vor dem endgültigen Aus, auch für diese Lokomotiven nach Beendigung der Anspannungen auf dem weltweiten Ölmarkt. Auch bei der Baureihe 01/10 sieht es nicht viel besser aus. Der Lokbestand dieser Baureihe schrumpft ebenfalls immer weiter zusammen. Die letzte L2 an einer 01/10 wurde im Februar 1974 im AW Bwg durchgeführt. Am 31. Mai 1975 ist auch für diese Baureihe endgültig das Aus besiegelt. Das BW Rheine stellt seine letzten 012 auf “Z”. Von Braunschweig aus gehen die jetzt für den Hochofen bestimmten Maschinen auf ihre allerletzte Fahrt nach Salzgitter. Hier werden die meisten 01/10 bei der Deutschen Metall Union (DEUMU) auf dem Gelände der Stahlwerke zerlegt und in den Hochöfen zu neuem Stahl verarbeitet. Die letzte L2 Ausbesserung bekam die 043 364-9 am 07.08.1975 Die Bilder zeigen die Lok beim verlassen des Ausbesserungswerkes, damit ging die Geschichte der großen Dampflokunterhaltung in Braunschweig nach 137 Jahren zu Ende... Das Dampflokausbesserungswerk BraunschweigDas AW Bwg Teil 2 aDie FristenuntersuchungenDie letzte L2 Ausbesserung